Einmal die Woche schwänzt mein Mann morgens die Arbeit und ich gehe um 8 (!!!) Uhr zum Yoga. Dort versammeln sich nur, hmmm, Bekloppte – wer macht schon morgens um 8 Uhr Yoga, außer so ziemlich Verzweifelte wie mir – und neben den Bekloppten, wie mir (verzweifelt und bekloppt), sind dort hardcore Yogis (bestehend aus einem einzigen großen Muskel), die das echt vor der Arbeit machen. Wer glaubt Yoga sei was für Weicheier, der soll sich da mal mit der Matte neben mir auf dem knochenharten Boden gemütlich machen… das ist echt Extremsport. Zitternde Beine in Halteübungen und dann so Sprüche von Yogimuskelmeisterlehrerin „wir üben in der Yoga Praxis immer und immer wieder im Hier und Jetzt zu sein“, zitter zitter ja ich bin volle Kanne hier oder „konzentriere dich einfach auf deinen Atem“ zitter zitter, ich verharre stocksteif in anstrengendster Haltung, schnaufe, nein atme wie eine Dampflok, die Muskeln tanzen Stepdance. Ok, ich geh da jedenfalls hin, allein, ohne Kinder, nur ich, mein Portemonnaie und mein Schlüssel. Ziemlich abgefahren in so nem Muddaalltag mit so wenig Gepäck.
Wir praktizieren dort die abartigsten Dehnübungen, die echt sauweh tun, das Herz, den Rücken und weiß der Kuckuck was alles öffnen, Folterbank ist nix dagegen. Danach bin ich jedenfalls immer komplett fluffig. Und was passiert regelmäßig, wenn ich dehne wie ein Akrobat? Na? Verrenkt, gestreckt und verschmerzt wie ich bin: ich schlafe ein. Erstaunlich was?! Diese Dehnübungen in verdrehter Körperhaltung sind ja auch nicht zehn Minuten lang. Vielleicht eine oder zwei Minuten, ich kann es nicht genau sagen, weil ich ja schlafe. Ich schaffe es jedes Mal und zwar mehrmals bei allen folgenden Yogahaltedehnungen wieder, komplett einzuschlafen und zu träumen – kopfüber hängend oder nach hinten mit Kopf ausgestreckt Richtung Schulterblätter oder sitzend nach vorne beugen mit Zehen anfassen, ist völlig egal, ich penne ein. Ich hoffe sehr, dass ich nicht schnarche. Nach diesen hardcore Yogamuskelzittersachen, den verdrehten Dehnübungen mit Powernaps und Träumerein bin ich so voller Power (ich schlafe da im Yoga wahrscheinlich intensiver als nachts mit zwei Kindern, zahnend, sich einpinkelnd, Durst habend usw..), dass ich nach meiner letzten Yoga Praxis nicht zu bremsen war. Die Supamudda ist in mir erwacht und ich habe Dinge gemacht, die wir seit zwei Monaten aufschieben. Der Sohnemann wurde auf den Rücken geschnallt. Malea bekam die Fahrradpumpe in die Hand gedrückt. Dann habe ich erst das Fahrrad aus dem Keller getragen, aufgepumpt, pfffffff, zur Werkstatt gebracht. Danach das Kinderbett inklusive Matratze mit seinen sieben riesigen monsterschweren Einzelteilen aus dem Keller gezerrt und das Scheißding zusammengebaut, während meine Kinder entweder gebrüllt oder die Schrauben gegessen haben. Die Supamuddayogapower kannte immer noch keine Grenzen, es wurde noch ein Rhababerkuchen (Rezept folgt in Kürze) gebacken, zum Spielplatz gegangen, das Fahrrad wieder abgeholt, Bolognese gekocht. Zwiebel, Knoblauch und beim Kuchen den Rhababer trotz fies brennender Schnittwunde im Daumen zerkleinert, als Supamudda ein Klacks. Kurz habe ich auch mit der Schere im Badezimmer gestanden, an den Haarspitzen angesetzt. Und dann doch abgebrochen. Es muss einfach irgendwann mal Zeit für einen Friseur sein. Irgendwie muss das klappen.
Was Yoga doch so alles schafft!
Mein überschwenglicher Energiefluss hat einen Tag später komplette Erschöpfung zur Auswirkung gehabt. Kaffee nippen, das war´s an Aktivität. Aber einmal pro Woche bin ich gestärkt, gedehnt und ausgeschlafen und dann nicht mehr zu bremsen als Supamudda.
🙂
Wenn er echt aussehen soll…dann JA!
🙂
Witzig, bin gerade von der Matte gestolpert, als ich deinen Beitrag entdeckt habe! Ich finde Yoga auch klasse, gehe aber nur seltenst mal in nen Kurs. Deswegen folgen öfters mal kleine Katastrophen beim „im hier und jetzt sein“,aber ich bleibe dran. Die Superpower ist zu anziehend 😀
Extremsport, ich sag’s ja. Gewichte stemmen, Spinning, alles ein Witz gegenüber den entspannt-durchgeistigten Muskelyogis.
Versprühen die da irgendwas in der Luft? Energiepowder oder so was in der Art??
Sieht danach aus oder?
Meine Top-Yoga-Figuren sind: Kümmerndes Radieschen und Überfahrener Frosch.
Unsportliche Grüße aus dem Garten 😀
Nicht zu vergessen ist der sterbende Schwan.
Aber Achtung: Der ist nur was für Profi-Nicht-Könner!