(sponsored post)
Ein Spaziergang durch meine Abgründe: Gucke ich hier in die Ecke: Zeug, das ich seit eineinhalb Jahren, oh nein Moment eher zweieinhalb Jahren nicht mehr angefasst habe. Schaue ich hierhin, das habe ich auch seit bestimmt 12 Monaten nicht mehr angeschaut. Gehe ich ins Bad: unendlich viele Pröbchen und die dritte Körperbürste, die ungenutzt im Korb liegt. Dort ein „Korb“ (Haufen mit einzelnen Socken, Handschuhen, Stützrädern (???), uralt-Einkaufszetteln), der viel zu chaotisch ist, um überhaupt einen Durchblick zu haben, was da alles drin ist. Wage ich mich in den Keller? Oh oh. Das ist ein ganz übles schwarzes Loch mit unendlich vielen Kisten, die ich von Umzug zu Umzug wieder mit transportiere und dann? Kommen sie wieder in den Keller.
Wer kennt das?
Es ist nicht nur die eine Rumpelschublade, in der sich neben Sonnenbrille, Zettelwirtschaft, Uraltkalendern, Postkarten und Fotos letztlich das pure Chaos sammelt. Nein, es sind unzählige Ecken und Rumpelschubladen im Haushalt. Diese Rumpelschublade habe ich beispielsweise in zweifacher Ausfertigung im Wohnzimmer, eine im Flur und eine ganz spannende Krümelramschchaos-Schublade in der Küche. Leere Batterien, verklebende Schnittblumenfrischepulver, zerbröselnde Küchengummis, lauter Herrlichkeiten sammeln sich da. Besonders schön, wenn sich das Chaos oben verkantet und man den Mist gar nicht mehr aufbekommt. Rüttelschüttel, Regal wackelt einsturzgefährdend. Rüttelzerrzerrzerr. Donnerauf-und-zu. Nix geht. Aufsteigende brodelnde Wut. Wuaaaaaaaa brüllt es aus der Schublade und in mir gleichzeitig.
Frischer Wind durch Entmüllen
Ich bin im neuen Jahr und angesteckt von meiner Schwester, die wirklich den gesamten unfassbar großen Dachboden meiner Eltern weltmeisterlich entrümpelt hat (!!!), voller Tatendrang. Dieser Tatendrang soll Euch jetzt mitreißen und anstecken, es fühlt sich nämlich absolut fantastisch an, frischen Wind in jede Ecke zu bringen!
Ich nenne es frischen Wind, die Feng Shui Menschen, sehr weise, wie ich im ein oder anderen Online-Artikel lese, nennen es Chi, was übersetzt Lebensenergie heißt. Tatsächlich hat Entrümpeln unendlich viel Power und die Lebenenergie fließt wie verrückt.
Der erste Arschtritt ist allerdings das Entscheidende. Ohne den geht leider nichts. Für den ersten Schritt muss es bei mir ordentlich im Abgrund schreien. Tut es aber derzeit, nicht nur aus den Schubladen.
Entscheidende Denkanstöße für den Arschtritt
Ich stelle mir folgende Fragen:
- Will ich jedesmal so unendlich viel Zeit verschwenden, um Dinge zu finden oder aus Schubladen zu zerren? Meine Lebenszeit verplempern mit der Suche nach xy? Anstatt einen kurzen Spaziergang zu machen, mit der Freundin zu telefonieren, mir einen Tee zu machen? Lieber genervt und gehetzt in letzter Minute die unauffindbare Unterlage, den zweiten Handschuh, den Schlüssel nicht finden, weil alles keinen Platz hat und im Gewühl untergeht (puhhh, was ich allein an unbenutzten, uralt-Schlüsseln überall rumfliegen habe… oh oh)
- Staubfänger verdanken ihren Namen einem bestimmten Grund. Will ich wirklich beim sauber machen immer jedes Dippchen und Deckelchen, Engelchen und verkümmerte Blumentöpfchen hochheben? Nein. Es macht die geliebte Putzperle. Pffffssss. Null Argument! Die macht das auch nullkommanull gerne und könnte in der Zeit zum Beispiel eine Bluse bügeln. Win win für alle.
- Möchte ich für diese Regalecke, die voll ist mit Dingen, die ich nicht brauche, wirklich xy Miete zahlen? Weil genau das macht man nämlich für den ganzen Schrott. Man zahlt die Miete dafür. Habe ich weniger Schrott, habe ich mehr Luft, brauche ich das Regal nicht, brauche ich diese zusätzlichen Quadratmeter nicht, die mir das Geld aus der Tasche klauen. Schrott kostet Geld. Überspitzt gedacht… aber es ist was dran.
Lernen von den Japanern
Die Japaner wohnen bekanntlich auf kleinem Raum. Aber wie funktioniert das? Ich durfte für eine kleine Zeit vor einigen Jahren in einem japanischen Haushalt wohnen. Und es war absolut faszinierend! Ich würde der Einfachheit halber jetzt alle in eine Schublade stecken und pauschalisiert sagen: Sie sind Meister des Entrümpelns, des unnützen Kram aus dem Leben Streichens und der Multifunktionalität der Räume und deren Nutzen. Das kann man sich doch abgucken!
Ein Beispiel: Es gab keine Betten im eigentlichen Sinne. Dort war kein Schlafzimmer, ich wunderte mich schon beim ersten Durchgehen des Hauses, dann gab es aber auch schon lecker Abendessen. Nach dem Essen, als die Kinder ins Bett mussten…da war ein Raum mit Einbauschränken, stimmt. Jeden Abend wurden klapp klapp, zwei Türen aufgemacht, zwei riesige gemütliche Futonmatratzen ausgerollt, Moskitonetz drübergehängt, klapp klapp, Bettwäsche aus einem anderen Schrank gepflückt und schon war der leere kleine unvorstellbar aufgeräumte Raum mit Einbauschränken ein kuscheliges Schlafzimmer. Ich habe im Türrahmen gestanden, mit weit aufgerissenen Augen, verblüfft, einfach nur verblüfft. Natürlich kann man so mit einer vier köpfigen Familie ohne Probleme in einem Minihaus mit nur zwei Zimmern wohnen. Müsste man erst sämtliches Chaos beseitigen, funktioniert das Konzept natürlich nicht.
Genauso habe ich es in verschiedenen Haushalten in Südkorea mit dem „Gästezimmer“ erlebt. Jeder herzlichst willkommen, Einbauschrank auf, „Bett“ raus, fertig. Gut, oft habe ich dort auch einfach ohne irgendetwas auf dem Boden geschlafen, die Kür des Minimalismus quasi, aber funktioniert hat es. Die Herzlichkeit hat alles gemütlich genug gemacht. Alles Einstellungssache.
Licht, Luft und Raum war jedenfalls überall.
Wir auf rund 60qm
Wir leben schon seit langer Zeit als vierköpfiger Haushalt mit zwei Katzen, die im Bett und auf der Couch exakt genausoviel Raum beanspruchen wie ein ausgewachsener Mensch, auf rund 60qm. Zwei Zimmer, Küche, Bad. Die Küche ist das kleinste Zimmer und dort halten wir uns 90% der nicht schlafenden Zeit auf. Komisch was? Wer macht das auch so? Kann man ja mal drüber nachdenken. Manchmal sagen Freunde „erstaunlich wie ihr das macht und es gar nicht so vollgestellt wirkt“. Gnadenloses Aussortieren (und da geht noch einiges!). Nur 60qm aber stets vor Augen, dass uns das kleine Wohnen soviel Freiheit bringt, dass wir für ein halbes Jahr nach Kalifornien gehen konnten und wir unserem Traum stetig näher rücken.
Mutig sein mit Konsequenz
Ich versuche für mich gerade jedes Ding, ob groß oder klein, zu hinterfragen, ob ich es wirklich brauche. Besitze ich nämlich weniger Krimskrams oder „Rumfott“ wie es bei mir in der Familie heißt (steht rum und muss fott), habe ich augenblickblich mehr Freiheit! Mehr frischen Wind in jeder Ecke, mehr Licht, mehr Luft, mehr Zeit, mehr Geld für andere Dinge.
Eine Freundin, die kurz vorm Umzug steht, erzählte mir neulich am Telefon, sie habe acht Ordner (!!!) Unterlagen eingescannt. Das habe natürlich überhaupt keinen Spaß gemacht, aber „hey Maja, mit einem USB-Stick in der Hosentasche zieht es sich viel leichter um, als mit acht Ordnern“. Das ist wohl wahr.
Mein konkretes Beispiel: Ich habe in den letzten Wochen sämtliche Bücher, CDs und DVDs immer wieder aussortiert. Habe paketweise alles über online-Anbieter verkauft. Wirklich, alles keine geliebten Schätze oder Erinnerungsstücke, teilweise Bücher und CDs in Originalverpackung mit Preisschild drauf. Das Geld hat gereicht, um die Hälfte unseres neuen Soundsystems zu kaufen (!!!).Whooohhhhooooop! Kabellose High-Tech-W-Lan Musik in bester Soundqualität! Für mich doch tausendmal besser als das eingestaubte Rumfott.
Aussortieren kostet Zeit und bis man richtig losgelegt hat, ist es wie ein unerträgliches Damoklesschwert, das über einem baumelt. Doch packt man es an, sortiert hemmungslos aus, ist mutig, mutig, mutig und sagt immer wieder ehrlich zu sich, nein, das brauche ich doch schon ewig nicht oder eigentlich sogar noch nie, dann wird das was. Ich muss mir ja auch jedesmal eingestehen, dass es ein Fehlkauf war, eine Anwandlung zum Messi, dies und jenes aufzubewahren oder aus Pflichtgefühl dieses und jenes aufzuheben, weil es mir doch von diesem lieben Menschen geschenkt wurde. Es ist mutig, dann zu sagen, nein, ich möchte es aber nicht und ich bringe es konsequent auch weg und lege es nicht von rechts nach links.
Bringt man aber Klamotten zum Second-Hand-Laden, zum Altkleidercontainer, sortiert das 20. Paar Schuhe aus, dass schon seit fünf Jahren nicht getragen wurde und ein gesamtes Schrankfach vollstellt, verschwinden nach und nach die Rumpelschubladen, gebrannten CD-Stapel, vertrockneten Pflanzen, Kabelkisten ohne dazugehörigen Geräte, ist soooooooo viel frischer Wind im Raum und im Leben, es ist schlicht fantastisch!
Es auf die Spitze treiben: Tiny Living
Treibt man es auf die Spitze, hat man völlig neue Möglichkeiten. Das ist sehr abenteuerlich und eine echte neue Entscheidung zu einem tiny Leben. Das es einige gibt, die das machen, kann man hier sehen:
(Um das 30 sekündige Video anzusehen, muss Dein AdBlocker ausgeschaltet sein)
„Tiny Living – Kleines Wohnen ganz groß“ begleitet Menschen auf ihrem Weg hin zum kleinen eigenen Reich. Stets wenn ich durch Zeitschriften oder durch das Internet stromere, begegnen mir diese tiny Lebenskonzepte: Der Bauwagen am Feldrand, die kleine Almhütte in den Bergen, das Wohnmobil durch Europa, das tiny house designed vom New Yorker Stararchitekten.
Wohnraum in den Metropolen wird knapper, v.a. aber der Drang nach Freiheit wird größer.
Mindestens kann man sich beim Tiny Living Ideen und Inspirationen einsammeln und den Arschtritt zum Entrümpeln abholen, was man eigentlich alles braucht und was eben nicht.
sponsored post – vielen Dank
uih, uih, ich habe da so einige Schubladen…
meist öffne ich sie, denke das sie mal aussortiert werden müssten … und schließe sie wieder mit dem Hinweis: Morgen … vlt.
🙂
LG JJacky
Rumfott! Das wird mein Wort des Frühlings!
Neee – also nicht das Ausmisten, sondern diese winzigen Behausungen. Mein Mann ist über 1,90 hoch und ich bin geringfügig kleiner. Da ist die Hütte voll, wenn wir alleine ohne Möbel da drin sind. Und diese Wanne ginge zum Füßewaschen (dann lieber keine).
Bücherverschenken ist auch gut, und Sachen gemeinsam besitzen. Und eine Kramschublade braucht man fürs Gemüt – ansonsten bin ich auch sehr für „weiniger“ 😉
Viele Grüße, Ilka
Eine Kramschublade lasse ich für das Gemüt durchgehen 😀 Mein halbes Dutzend nicht. Denen mache ich den Gar aus.
Du Witzige! Die Hütte ist mit Euch schon voll. Muaahaaaaaaaa.
Für die zu kurzen Behausungen, da habe ich auch keine adäquate Lösung. Das stelle ich mir grausig vor. Da ist dann ja alles kurz: das Bett, der Türdurchgang, der Sitz im Zug, ach herrje und der Sitz im Flugzeug. Wir können uns da quer reinlegen und oben und unten ist immer noch Platz, wichtelähnlich kurz geraten sind wir.
Liebe Ilka, Prinzen und Prinzessinen gehören eben in Schlösser. Hohe Schlösser. Wie soll das denn sonst auch funktionieren?
(Warum wir allesamt so kurz geraten sind, weiß ich auch nicht. Macht keinen Sinn. Wichtelkurzheiten.)
autsch, autsch, autsch – genau die schlimmen Sachen hast du aufgezählt… am schlimmsten Flugzeug.
Und vielleicht seid ihr die kleinen Feen und Wichtel (mit Kramschubladen)
🙂
Maja, super! Mal wieder sehr inspirierend. Ich bin angestachelt, weil es auch bei uns genügend „Rumfott“ gibt. 😉
Übrigens, mega guter Teaser! Da MUSS man ja weiterlesen.
Mhhhhhhmmmmm, Bella, danke 🙂
Und hau weg das Rumfott. Es wird Dich nun eh, nachdem Du den Blogpost gelesen hast, die nächsten Tage hämisch anlachen.