Hier wird nicht gekleckert, hier wird ordentlich geklotzt! Der Superlativ von Geklotze!
So war die ganze Rasselbande Susa, alle Kinder und ich auf der ehemaligen Gefängnisinsel Alcatraz. Das war natürlich schon mal ein logistisches Riesenabenteuer sechs Personen quer durch die Stadt zu jagen und zu einer bestimmten möglichst pünktlichen Zeit – die Karten waren schon gekauft für 14.10h – an Bord zu schaffen. Das mit zwei Kleinkindern und drei Personen, die eigentlich noch voll im Jetlag und ich als komplett Orientierungslose und Dauerverpeilte. Wir haben uns tapfer geschlagen, sind ganze vier Minuten vor Abfahrt als letzte und alle etwas fußlahm an Bord gegangen.
Ein Ranger mit Cowboyhut weist die Touri-Menschenmasse an: Da geht es zum Audio-Guide, da sind Klos, da kann man das kaufen, da kann man auch Geld ausgeben – ne Quatsch, ich weiß nicht mehr genau, was er gesagt hat, aber so in etwa wird es gewesen sein. Alle Mann hoch auf den Berg gestapft und die Audioguides abgeholt – huaaaaa gähn, Kinder gelangweilt, Kopfhörer, die einem irgendeinen Quark erzählen. Hahaaaa, weit gefehlt! Taterataaataataaaa: Möwen kreischen, Meeresrauschen, ehemalige Gefängnisinsassen und Wärter erzählen auf englisch ihre Geschichte. Das Ganze wird auf deutsch von Supersprechern, aber wirklich vom allerfeinsten, overvoiced. Es wird alles genau beschrieben und dann steht man selbst davor. Das ist z.B. das dunkle Loch, die Superstrafe:

Hier im dunklen Loch, erzählt ein Gefangener, hat er immer und immer wieder den einen von seiner Kleidung abgerissenen Knopf in die Höhe geschmissen und ihn dann kriechend auf dem Boden gesucht.
Man tapst hierhin und dorthin. Geht durch die verschiedenen Gänge.
Im Durchschnitt und bei gutem Benehmen hat ein Gefangener im Jahr 75-100 Bücher aus der Bibliothek geliehen und gelesen. Wände durften nicht dekoriert werden. Einige harte Jungs haben das Häkeln begonnen. Jede Woche gab es eine Packung Zigaretten, auch für die Nichtraucher. Eine Zelle – ich bin es abgelaufen – war drei kleine Schritte breit und fünf kleine Schritte lang. Ein Gitter mit Matratze als Bett, ein winziger Tisch, ein winziger Stuhl, ein Plumpsklo, zwei Regalbretter an der Wand.
Dann geht der Thriller los. Diese Zellen mit diesen Insassen (Fotowände zum Gucken) war der Startpunkt folgender Revolte. Siehst du die Schlüssel da hängen, die wurden vom Gefangenen so und so geschnappt, da ist er hochgeklettert, mit diesem Stangenspreizer gebaut aus xy hat er die Stangen auseinander gebogen und hat sich durchgequetscht. Da wurden so und so viele abgemurkst. In diesen Zellen haben Gefangene mit Löffeln aus Stahl Löcher durch den Beton „gegraben“ bis hin zum Versorgungsschacht. Dort haben die sich verbarrikadiert usw. usw.. Das war eine wahnsinns Show!!! Ein Hörspiel, eine Dokumentation, in der man selbst rumtapst. Menschenmassen tapsen schweigend und staunend mit ihren Kopfhörern, die in den jeweiligen Muttersprachen einen Thriller erzählen, durch das Gefängnis Alcatraz. Also das war wirklich ganz, ganz BIG!
Ein bisschen war man schon dabei bei deinen Erzaehlungen