Gut, dass ich nochmal auf Alameda war. Kein Auto mehr. Kein Storytelling. Kein Oakland. Keine Bay Bridge. Seufz. Hier ein Einblick in meine bisherige wöchentliche Routine, mittwochs und donnerstags.Diese Tage sahen stets ähnlich aus, mein Lern-Kulturprogramm für die Kinder: Morgens in aller Hektik schaffe ich es, um spätestens 9.20 Uhr mit zwei angezogenen und gewickelten Kindern, einem Thermobecher Kaffee, Proviant für drei unterschiedliche Esser für einen kompletten Tag die Haustür zu verlassen, um zum Auto zu rennen. Im Optimalfall sind die Zähne aller geputzt und ich bringe noch den Müll weg. Auf der Autobahnauffahrt ist stets für ca. 8min. Stau. Jetzt bürste und flechte/frisiere ich mir die Haare. Wenn ich einfach nur einen Dutt mache, habe ich Zeit mir 8-9 Fingernägel notdürftig zu feilen. Die fehlenden werden später gefeilt oder am Donnerstag morgen dann, wenn ich wieder hier stehe. Es folgen ein Wahnsinnsblick auf Downtown San Francisco
und erhebende freiheitliche Wallungen bei der Fahrt über die grandiose Bay Bridge. Wir fahren zwischen Hochhäusern durch, sehen Alcatraz, riesige Ozeanfrachter, Treasure Island. Dann am Ende der Brücke die großen Kräne, Wahrzeichen und Ideenvorlage für die AT AT’s bei Star Wars. Malea ruft zur Radiomusik bei rockigen Sachen immer „lauter, lauter“ – wir drehen die Musik auf, machen das Dachfenster auf und brausen über die riesige Brücke. In Oakland Temescal biegen wir zweimal ab und parken am Spielplatz. Milan hat zu diesem Zeitpunkt i.m.m.e.r seinen Haufen gemacht. Schnell wickeln – es waren immer die gleichen Routinen. Danach laufen wir einen Block weiter zur Bibliothek und zum Storytelling, zu Michelle. Der Superstar von jede Woche ca. 50 Kindern. 30 Minuten singen, lachen und Bücher vorlesen, danach gibt es unzählige kleine Seifenblasen und das Lied „Bye bye bubbles… bye bye children, we see you all next time.“
Hier haben die Kinder englisch gelernt oder zumindest ins Hirn gepflanzt bekommen. Anfangs hat Milan alles verschlafen, je älter er wurde desto mehr hat er mitgefiebert und gelacht. Zum Schluss klebte er an Michelles Lippen. Nach dem Storytelling immer noch ein bisschen spielen und Bücher lesen in der Bibliothek. Auf dem Weg zum Spielplatz werden an der Baustelle riesige Bagger oft auch die Feuerwehrautos (das Oakland fire department ist hier direkt) kommentiert. Storytelling, Bagger, dann Toben und Mittagessen auf den Spielplatz. Auch da anfangs Stillmahlzeit für Milan, seit einigen Wochen gibt es vollwertige Mahlzeiten, nicht alles, dass er einen kompletten Burger verputzt.
Ich bin nie vor viertel nach eins vom Spielplatz weggekommen, auch wenn ich Minke zig mal geschrieben habe, ich versuche heute früher loszufahren, wenn wir irgendetwas Längeres vorhatten. Nach dem Spielplatz war immer Minke-Zeit. Zusammen einkaufen – weil mit ihr als Malea-Bespaßerin war das ja umso vieles leichter, zusammen spazieren gehen, zusammen irgendetwas Schönes machen. Oft danach Kaffee trinken bei ihr zuhause. Trauben essen. Oh, oh, das werde ich sehr vermissen.
Zum Sonnenuntergang fahren wir zurück nach San Francisco, nach Westen. A.t.e.m.b.e.r.a.u.b.e.n.d! Über die Bay Bridge Richtung Westen zum Sonnenuntergang fahren und sehen, wie die Sonne hinter San Francisco verschwindet. WAS? HÄ? Ja wirklich! Zweimal die Woche habe ich das gemacht! Auf der geilsten Brücke der Welt! In Kalifornien! Wo? Ja am schönsten Fleck auf dem Erdball. Sonnenuntergangsshow zur Frisco-Skyline für mich. Da habe ich liebend gerne 6$ Eintritt für dieses Spektakel bezahlt!
Neben all unseren Ausflügen, Abenteuern und Umzügen, das haben wir jede Woche immer wieder genauso gemacht.
Nachtrag: Storytelling gibt es in jeder noch so kleinen Stadtteilbibliothek mehrmals die Woche. Gratis! Öffentliche Bibliotheken gibt es quasi an jeder vierten Straßenecke. Man bekommt ohne Probleme einen Bibliotheksausweis, Zugang zum Internet und zu unzähligen, wirklich unzähligen Kinderbüchern – auf englisch und spanisch! Das ist wirklich absolut fantastisch! Klar, in der Bibliothek ist es für eineinhalb Stunden recht laut und quirlig, die anderen kinderfreundlichen (das sind hier nämlich alle) Leser stört das nicht. Und wir drei und so viele andere Familien in ganz Kalifornien konnten uns so ganz leicht integrieren. Kinderleicht! Zuhause, im Auto, im Buggy, überall werden von uns englische Lieder gesungen. Ich kam direkt in den ersten Wochen ganz schnell in die Sprache rein und habe viele wunderbare Leute, insbesondere Nannies, kennengelernt.
Diese Tage werde ich noch sehr vermissen.
Da heul ich ja schon vor Wehmut!
Gänsehautfeeling pur