relative Geschwindigkeit

Der Plan: schneller Einkauf mit zwei Kindern am Vormittag, danach Sonne genießen. In Berlin gibt es spitzenmäßige Einkaufsdienste. Da bestelle ich mit Begeisterung meinen Großeinkauf: Tonnenweise Milch, Katzenfutterdosen, Katzenstreu in Zentnersäcken, Kirschen im Glas, Sprudel usw. und sofort. Mit strahlender Begeisterung empfange ich die Herren meines Einkaufs an meiner Haustür. Sie sind im Nullkommanix hier oben und tragen nicht noch zwei Kinder, einen Rucksack mit allen Notwenigkeiten, ein Laufrad, die niedergeschmissene Jacke und Mütze meiner Tochter UND den Einkauf. Die machen meinen Einkauf, ich bin superhappy, es gibt Trinkgeld und eine strahlende Mama. Sprich der Großeinkauf kam eh schon heute früh, deshalb ist mein schneller Einkauf nur noch ein paar Kleinigkeiten bei dm, Windeln, Falten(-furchen)creme, sowat. dm ist 1,1km entfernt. Google Maps sagt, 13min. zu Fuß. Ich musste das nochmal nachschauen, ich kann es gar nicht glauben.Ich kann mich leider nicht mehr an die Zeiten entsinnen, wann ich für einen Kilometer Strecke 13 Minuten gebraucht habe. Und ich stehe nicht im Berufsverkehr im Stau. Ich bin zu Fuß. Ein Kind festgezurrt im Buggy, das andere auf dem Laufrad. „Bitte komm jetzt.“, „Komm!“, „Weiter, hiehiiiier.“, „Los komm schon!“, „Jaaahaa, nimm den Stock mit. Los jetzt, komm mit.“, „Bitte, bitte, bitte KOMM JETZT.“, „Tschüss, ich geh schon mal vor.“ Weiterlaufen. Umdrehen. „Tschüühüüüüss!“ Interessiert keinen. Leute, die mich fragend angucken, ja, aber nicht meine Tochter. Im Drogeriemarkt ähnliches Schauspiel: Erstmal Saunahitze, alles und jeden von Jacken, Mützen, Schals befreien. Dann: „Neiiin, nur die Sachen in den Kindereinkaufswagen, die ich Dir gebe.“, „Nein, das nicht.“, „Nein, das auch nicht.“, „Komm mit, hier lang!“, „NEIN!“, „Hörst Du schlecht? Nein.“ – „Mamaaaaa, muss Pipi! Jetzt!“ – „Echt? Schnell, komm!“ – „Thu pääät. Pipi in da Unnahose.“ Alles ausziehen, neu anziehen. Weiter im Marathon. Es ist zwar kein Stau, gestaltet sich allerdings durchaus wie im Stop and Go. Für einen Kilometer hin, eine kleine Tasche voller Einkauf, ein Paket Windeln und zwei Stöcke, einen Kilometer wieder zurück, habe ich eine Stunde und 42 Minuten gebraucht. Bei einem angenommenem Arbeitstag von acht Stunden ist das ein viertel Arbeitstag. Liefert dm auch nach Hause?

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0 Gedanken zu “relative Geschwindigkeit

  1. Klasse! Kommt mir bekannt vor… Ich habe mir auch oft gedacht: als Mama hast du doch Zeit, mach den Einkauf zu Fuß… was für ein Stress… mittlerweile genieße ich es, dass unser Supermarkt bis 24 Uhr geöffnet hat und ich einkaufen gehen kann, wenn der Papa zu Hause ist und die Kids schlafen.

    1. 😀 Pipi in da House gibt´s bei uns nicht mehr. Eine Alternative zu Klo und Unnahose ist nur noch „Pipi an da Baum“ (das steht dann für alles, was open air ist, Busch, Gras,…). Obwohl sie ein Mädchen ist, steht sie offentlichtlich auf Reviermarkierung.

Na?! Was sagst Du dazu? Hau rein in die Tasten!

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