Am Wochenende standen wir in der Bademodenabteilung von Decathlon. Decathlon ist ein allround Sportgeschäft, im Prinzip wie Ikea nur für den Outdoor und Sportbereich. Gibt alles dort, egal ob Angelausrüstung, Ballerinaröckchen, Tauchereqipment, Kanus, Kopftaschenlampen, Marathonpulvernahrung. Es.gibt.dort.a.l.l.e.s. Ich betrete den Laden, sehe hier ein Sport-T-Shirt, dort eine Yogamatte und hier ein paar Laufschuhe – und ich fühle mich in meinem unsportlichsten Zustand ever, aber sowas von sportlich und genau richtig hier am Platz, das ich eigentlich den kompletten Einkaufswagen vollstopfen möchte. Sich sportlich und glücklich kaufen, das geht offensichtlich ganz wunderbar. Weiterlesen
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Durch Yoga Supamudda
Einmal die Woche schwänzt mein Mann morgens die Arbeit und ich gehe um 8 (!!!) Uhr zum Yoga. Dort versammeln sich nur, hmmm, Bekloppte – wer macht schon morgens um 8 Uhr Yoga, außer so ziemlich Verzweifelte wie mir – und neben den Bekloppten, wie mir (verzweifelt und bekloppt), sind dort hardcore Yogis (bestehend aus einem einzigen großen Muskel), die das echt vor der Arbeit machen. Wer glaubt Yoga sei was für Weicheier, der soll sich da mal mit der Matte neben mir auf dem knochenharten Boden gemütlich machen… das ist echt Extremsport. Zitternde Beine in Halteübungen und dann so Sprüche von Yogimuskelmeisterlehrerin „wir üben in der Yoga Praxis immer und immer wieder im Hier und Jetzt zu sein“, zitter zitter ja ich bin volle Kanne hier oder „konzentriere dich einfach auf deinen Atem“ zitter zitter, ich verharre stocksteif in anstrengendster Haltung, schnaufe, nein atme wie eine Dampflok, die Muskeln tanzen Stepdance. Ok, ich geh da jedenfalls hin, allein, ohne Kinder, nur ich, mein Portemonnaie und mein Schlüssel. Ziemlich abgefahren in so nem Muddaalltag mit so wenig Gepäck. Weiterlesen
Der Nationalsport wird entdeckt: Baseball
Rosa, hellblaue und gelbe Zuckerwatte, Kakao mit Sprühsahne, Popcorn, Erdnüsse, Corn dog, Chips – das gibt es alles bei unzähligen Bauchladenverkäufern im Stadion der San Francisco Giants. Sie preisen laut durch die Menge rufend ihre Waren an. Ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hingucken soll. Eine Frau läuft an uns vorbei, ich staune mit großen Augen auf den Becher in Ihrer Hand (nicht vergessen, alles ist ja riesenhaft groß). Reiner fragt nach, was das sei, denn mir hat es die Sprache verschlagen. Ich flippe aus!!! Was sind das denn für Köstlichkeiten! Karamellisiertes Popcorn, dass man vor lauter Karamellzuckerkleber nur mit der oben auf dieser Kalorienbombe drapierten Gabel essen kann. Kalorien für zwei Wochen bzw. für zwei Portionen Stillen für Milan. Der drei Monate alte Milan hat nun die gleiche Windelgröße wie seine zwei Jahre ältere Schwester und heute gierig an der ersten Birne gelutscht – aber das nur am Rande.
Ansonsten wird in Massen Hot Dog gegessen:
Die Wurst war so scharf, dass ich es kaum essen konnte. Ich wollte jetzt ja aber auch eigentlich karamellisiertes Popcorn anstatt mit Gabel am Besten direkt mit einer Schaufel serviert.
Und es wird in Massen Bier für je 11$ getrunken – Kopfwehbier leider und das merkwürdigerweise nicht riesenhaft groß, normalgroß. Reiner hat heute etwas der Kopf wehgetan. Plörre. Ich hab nur genippt und habe direkt gesagt „Kopfwehplörre“.
Es gab eine Kiss Cam in der Pause! Willkürlich wird ein Paar im Stadion gefilmt und die müssen sich dann küssen. Sehr schön und witzig, v.a. für die prüden Amis.
Aber wozu gibt es überhaupt eine Pause bzw. so viele Pausen? Auf jeden Fall aus rein wirtschaftlichem Zweck: Man steht auf, holt sich noch ein 11$-Bier und eine 9$-Wurst und in der Pause kann Werbung verkauft werden, im Stadion und in der Fernsehübertragung. Super Konzept, schlau, als hätte ich es mir ausgedacht. Weil ganz ehrlich, überanstrengen tut sich beim Baseball kein Spieler, um eine Verschnaufpause zu brauchen. Es ist das mit Abstand langweiligste und langsamste Spiel. Es passiert quasi nichts. Und das über Stunden. Gut vielleicht machen sich die Spieler am Ende wie beim Fußball auch halb nackig, zeigen Tattoos, spannen die Muskeln an – alles unter dem Vorwand des Trikottauschens, ich glaube aber nicht. Wir mussten etwas früher gehen, die Kids waren müde. Ich weiß es also nicht.
Aber alle flippen total aus vor Freude, essen, trinken, konsumieren, kurbeln die Wirtschaft an, warten bis endlich was passiert. Es passiert nix, also kann man Nüsschen knabbern. Dann uiuiui trifft der Kerl den Ball und haut ihn weg, es wird kurz ohhhhhhh gerufen, applaudiert, aber nur kurz und weiter geht der Konsum. Fantastischer Nationalsport! So wird Geld verdient, genial. Und es macht so Spaß! Ich find es großartig, ein sehr aufregendes majaentdecktamerika-Erlebnis. Ich hab Blut geleckt und will noch mindestens zu Football und Basketball.
(Auf der Golden Gate Bridge war ich ja immer noch nicht. Ich rolle das Feld von hinten auf)