Von Klo, Kaffee und Klapperkiste

Die Tage und Abenteuer rasen dahin, wieder ist eine Woche vorbei. Was ist besonders erwähnenswert?

Ich muss jetzt alles einfingrig auf dem Handy tippen, mein Laptop ist für Forschungszwecke von meinem Ehemann konfisziert und für mich bis auf Weiteres unzugänglich. Hat durchaus Vorteile, er wird zum kompletten Computernerd, der geheimnisvolle Dinge programmiert, mir mit Zaubertippelfingern mein Internet mit Blog repariert…inklusive dunkles Müffelzimmer, was im dunklen Loch nicht sonderlich herausfordernd war.

Das launische Auto konnte im günstigen Stimmungsmoment mit ausnahmsweise geöffneten Türen voll getankt werden.

Wir haben eine Kreditkarte verloren. Da die Konten aber eh bereits von uns selbst leer geräumt wurden, macht das kaum einen Unterschied im Alltag, der Kühlschrank ist einigermaßen voll und ansonsten pflück ich Zitronen und Kräuter, die hier überall am Straßenrand wachsen.

Dreimal war ich diese Woche im Ikeagroßen Supermarkt namens Costco mit Riesenteddybären. Einmal zur Mitgliedschaft plus 16l Biomilch, einmal umsonst, weil er schon geschlossen hatte und wir aufgrund falscher Karten auch nicht tanken konnten und heute zum krönenden Abschluss mit Riesenpizza für 10$ und Tankkarte aufladen. Die ersten vermeintlichen Rabattcoupons versuchte ich einzulösen; Resultat: sind ganz normale Monatsangebote, alles umsonst in mühsamer Arbeit ausgeschnipselt. Die gelten stinknormal für alle. Grandios ist: Kaffee wird hier meistens als ganze Bohne verkauft. Im Supermarkt sucht man dann die elektrische Kaffeemühle, aufpacken, mahlen und wieder zupappen. Frisch gemahlener Kaffee! Im nobleren Supermarkt gibt es dann auch gleich zwei Kaffeemühlen, eine für Biokaffee, eine für unbio Kaffee. Selbstverständlich ist die Kaffeemühle mit 10 verschiedenen Mahlgrößeneinstellungen für verschiedene Filter bzw. Kaffeezubereitungsarten ausgestattet.

Weiteres Highlight heute: Wir waren zum ersten Mal alle zusammen im Kino! Auf einem echt riesigen Straßenfest (Malea wie man auf Foto sieht, total begeistert vom Clown) war heute das Kino für alle geöffnet und hat looney tunes Cartoons aus den 60igern gezeigt! Da haben wir auch mal kurz reingeschnuppert. Weitere nennenswerte Beobachtung dort zum wiederholten Male auf der öffentlichen Toilette gemacht: Die Klobrille ist nicht durchgehend rund, sondern ein Hufeisen. Die Hufeisenlücke ist vorne beim Pipi machen. Das erleichtert das Säubern und verringert offensichtlich auch den Dreck auf dem Klo. Was dazu zusätzlich enorm beiträgt, sind die Seidenpapiernester, die sich auf jeder öffentlichen Damentoilette befinden (ich habe Reiner beauftragt, dass auch bei den Herren zu prüfen, es ergab sich bisher noch nicht die Gelegenheit für entsprechendes Geschäft im öffentlichen Raum). Diese Seidenpapiernester sind Quadrate aus Seidenpapier mit einem herauslösbaren Klo-Puller-Loch in der Mitte. Das Seidenpapiernest legst du also auf die Klobrille, setzt dich drauf, alles sauber, Beine und Klobrille, und spülst das Ding mit allem runter. Wobei ich auch manche Nester im Mülleimer gesehen habe.

Gestillt wird offensichtlich auch barbusig und stehend auf dem Klo, obwohl ich das eben erst gemütlich im Dunkeln im Kinosessel erledigt habe. Muss ich nicht verstehen. Stillen ist hier sonst überall total locker gehandhabt.

Eben erst die letzte im wahrsten Sinne Begegnung mit unserem Waschräumchen zwischen Mülltonne und Sperrmüll überstanden: Reiner bleibt bei den Kindern, ich packe die helle Wäsche zusammen. „Soll ich das machen Mause?…. Nein du willst den Kampf allein durchstehen stimmt’s?!“ Stimmt. Todesmutig mit geschlossener Nase stapfe ich über den dunklen Hof. Es ist schon nach 19Uhr, die Kackfliegenschwärme schlafen. Tür aufgeruckelt, ohhh da ist ja doch ein Lichtschalter. Waschmittel in die Trommel kippen, Wäsche und kostbares Milan-Tragetuch rein, Deckel zu. 8 Quarter reinstecken. Springt nicht an. Das scheußliche Scheißding springt nicht an. Nochmal 2$ reingesteckt, vorsichtig reinschieben. Die dreckige Rappelkiste rührt sich nicht. Ich reiße die Stecker raus, haue auf die Kiste, schreie zig mal Scheiße, donnere immer wieder das nun leere Münzfach scheppernd auf und zu, trete dagegen. Dann öffnet sich hinter mir stumm die Tür für einen Spalt. Mein Herz rutscht in die Hose, verweilt da kurz ohne zu schlagen. Vielleicht ein Obdachloser, einer aus den Sozialhütten da im Hof oder eine Ratte. Ich fange wieder an zu atmen und öffne die Tür. Unsere Vermieterin steht vor mir. Gewaschene Haare, saubere Kleidung, bis auf Atem und Struwelpeterdrecksfingernägel alles frisch – hä??? Was ist denn da los? Ach ja, ist ja Sonntag.

Sie versucht es mit Resetstromknopf, Sicherungskasten usw. Gibt mir jedenfalls die 16 Quarter zurück. Aber nichts hilft, die Rappelkiste bleibt aus, meine Wäsche dreckig und obendrein jetzt auch noch mit blauem Waschmittel versifft. Es muss Schicksal sein. Neues Abenteuer wohl morgen im großen öffentlichen Waschsalon.

0 Gedanken zu “Von Klo, Kaffee und Klapperkiste

  1. Aaaahhh, Maja, ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass du die Costco-Angebote ausschneiden koenntest. Sonst haette ich dir die Arbeit erspart 🙂 Es gibt aber auch tatsaechlich ab und zu Coupons in dem Heftchen.

  2. Irgendwie muss man bei aller tragik noch schmunzeln, man sitzt hier schoen im warmen, in der Waschkueche laeuft ganz von alleine die waschmaschine ohne gross zu ruckeln… Wie super ist das denn, sollte man mal drueber nachdenken

Na?! Was sagst Du dazu? Hau rein in die Tasten!

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