Art in the nature – Kunstfestival im Wald, Redwood Regionalpark hier um die Ecke, hä?!! Das las ich in der Zeitung, klar gehen wir dahin! Reiner macht ja immer alles mit, was ich so für’s Wochenende raussuche, das nutze ich jetzt aus. Das uns da lauter federgeschmückte Indianer, Klabautermänner mit Laub und Holz im Haar und Gitarre in der Hand und Waldelfen ohne BHs begegnen, stand nicht in der Zeitung. Ich fühl mich da mit Tragetuch, grasgrünem wallewalle Rock, geflochtenen Haaren und mit selbstgebackenem Brot und gekochten Eiern in der Tasche natürlich sauwohl. Reiner, ähhhh, mag Brot und die Eier und die Waldfeen ohne BH. Kunst wird hier direkt am Eingang aus Stöckchen, Blättern und Zapfen gemacht. Das ist nicht so ganz Reiners Welt mit Duschen auf dem Gang, DNA-Staubsaugermaschinen und Gel das zwischen Polen wandert. Malea malt auf einem riesigen Bild mit der Künstlerin um die Wette, bis Haare und Kleid gelb schwarz gefleckt sind. Malea befühlt und untersucht auch ca. eine Stunde den bereits von hunderten Menschen vor ihr angetatschten Eisklumpen, Installation eines Klimakünstlers.
Ich bestaune derweil die in weiße Fetzen gekleideten und weiß angemalten, sich geisterhaft schwebend bewegenden Menschen im Hintergrund. Das sind wahrscheinlich alles echte Californier. Oder vielmehr echte, echte Ur-San Franciscoer, die in den Vorort Oakland abgewandert sind – bezahlbarer, weniger touristisch, tauglicher für weiße Waldgeistergestalten eben. So waren im Prinzip alle Gäste dort auf dem Festival mitten im Wald: Hippies mit Glitzer, in bunt oder in Erdschlammfarben, ganz doll im Einklang mit dem Wald, der Natur im Ganzen, dem energetischen Kreislauf, mit einem Papierfisch überm Kopf oder einem buntbemalten Alice-im-Wunderland Hut und natürlich BHlos. Es gab Tee und Sambatrommeln, Indianertrommeln und -tänzer, eine male-deine-Träume-Wand, Hula-Hoop-Reifen, ein psychedelischer Geschichtenerzähler, der von zwei hellblauen schwebenden Tänzerinnen und einem grauhaarig-hellblauen Tänzer expressiv begleitet wurde – ein bunter Zirkus an entrückten Gestalten und wir mittendrin! TOLL!!!
Dr. med. Reiner, Metzgerssohn, Familienoberhaupt einer konservativ geführten Ehe – Vater, Mutter, Tochter, Sohn, zwei Autos – hat uns am Ende geschnappt und hektisch in den schon völligst überfüllten Shuttlebus zum Parkplatz – ein alter klappernder, gelber Schulbus – gestopft („Aber das Festival war doch noch gar nicht zu Ende, menno.“). Milan war das zu voll, hektisch und stickig nach dem Elfengedudel und brüllt, Malea mag lieber den überfüllten Bus erkunden, üblicher Kinderwahnsinn. Aber Hauptsache schnell weg vom Zirkus der Entrückten und die Familie in Sicherheit bringen, bevor sich die eigene Frau auch in eine Waldelfe verwandelt und zu einem Geschichtenerzähler tanzt, BHlos.
Wir sind noch nicht lange in Kalifornien, geben uns aber alle Mühe, uns komplett ins Leben hier zu stürzen! Ich fühl mich pudelwohl mit all den herrlich individuellen, bekloppten Menschen!
Mama, das Kind ist schon groß. Und ganz weit weg. Grins.
Nach dem Frühstücken gehe ich mit einem Kaffee an meinen PC und lese Deine tollen Reiseberichte. Du wirst von mir noch vor dem Tagesgeschehen gelesen.
Das klingt ja fantastisch!!! Danke!
Was treibst Du um 4.30 h Ortszeit im Netz???? Mach die Augen zu und schlaf!
meine zauberhafte Hippie Elfe ist im Paradies!!
Kapiert. Hatte nicht begriffen, dass sich das auf Reiners Laborwelt bezog, sondern das im übertragenen Sinn interpretiert. Sorry
Die Dusche hängt als simpler Duschkopf von der Decke – für verseuchte Mitarbeiter…??? Keine Ahnung. Es muss jedenfalls etwas ganz Aufregendes sein.
Na in Reiners Labor ist doch eine Dusche auf dem Gang und die Gerätschaften und Methoden von Reiner verstehe ich auch nicht, das sind nur die Bilder in meinem Kopfkino, die bei seinen Erzählungen entstehen.