Heute ist Waschtag. Dienstag ist im Gemeinschaftswaschräumchen der Tag, an dem wir allein waschen dürfen. Sechs Ferienbuden teilen sich eine Waschmaschine und einen Trockner. Sonntag ist open washing – jeder darf, der will. Wir haben weitere Tage zugeteilt bekommen, ich glaube Donnerstag und Samstag, weil nicht jeder der hier im dunklen Loch wohnt, wäscht. Nachdem ich hin und her überlegt habe, ob ich denn nun wirklich HIER waschen soll, überzeugten zwei übermüdete Kinder. Die kann ich schlecht ins Auto packen und suchend nach einem Waschsalon hinter mir herzerren, um dann dort die Zeit mit ihnen tot zu schlagen, bis die Wäsche fertig ist. Meine Einkaufstütenhandtasche ist ausgeräumt, die und drei weitere Papiertüten sind voll beladen mit Dreckwäsche. Packesel samt Brut verlässt das Haus: Die Wäschetüten, zwei übergroße Müllbeutel, Kind 1, Kind 2, einen kleinen Kosmetikbeutel (der bisher 275 Zwanzigdollarscheine und auch meinen in die USA geschmuggelten Sauerteig beherbergte) mit Kleingeld und Handy gefüllt, alles zusammen unterm Arm, an die Hand und ins Tragetuch gepackt. Malea rennt nach vorne, will unbedingt zum roten Knopf hochgehoben werden, der das Autotor öffnet. Alles abladen, Kind hochheben, Knopf drücken lassen, alles wieder aufladen. Einmal ums Haus rum und da ist die widerliche Ecke, wo ich jetzt Wäsche waschen soll – zwischen Mülltonnen und den kranken, stinkenden Hühnern, hinter einem Dschungel von Sprühdosen und sonstigem Schrott. Ich schlängle mich mit Tüten bepackt an die Tür, versuche nichts zu berühren, mache das auch Malea weis. Fliegen steigen im Schwarm auf. Die Tür zum Räumchen geht nicht auf. Versuche es mit Gewalt. Sie lässt sich nicht öffnen. Erstmal alle Sachen ins Auto laden, muss anscheinend doch losfahren. Wieder in die Wohnung. Waschmittel hatte ich eh vergessen. Wäre schon besser, Malea schläft zu Hause. Ich stürme also nochmals die Ekelecke, Fliegen wegschlagen, Hundekot ignorieren. Diesmal geht die Tür auf. Hereinspaziert! Ich konzentriere mich auf den wohligen Duft nach Waschmittel. Kein Licht im Raum, besser so. Verstehe die Anleitung zum Waschen nicht. Waschmaschine und Trockner sehen komplett anders aus als in Deutschland: Deckel geht oben auf, uraltes Teil, Münzen müssen rein geschmissen werden. Klar, das Wohnen ist hier auch so günstig, kann ich verstehen, dass nochmal Extras anfallen. Malea steckt die Quarters (25 Cent Münzen) rein, einer fällt runter. Pfuibah, mit spitzen Fingern vorsichtig den Quarter vom Boden aufheben, ohne irgendetwas zu berühren. Auch die Wäschetüten stehen alle oben übereinander gestapelt auf dem Trockner, nichts auf dem Boden. Nach mehreren Anläufen und Waschmittel mal so nach Gefühl rein kippen, weil mich mein Schulenglisch nun wirklich keine Waschanleitung und Dosierinfo einer altertümlichen Waschmaschine verstehen lässt, rappelt die Kiste los. Ich schnell wieder zurück in die Wohnung. Prüfe die Uhr, wie lange braucht die Waschmaschine wohl? Im Bett Malea Bücher vorlesend, merke ich, dass ich es selbstverständlich höre, wenn die Waschmaschine, die auf der anderen Seite des Hauses rappelt, fertig ist. Malea erzählt mir, dass sie in den mit plüschigem Teppich bezogenen Schrank gepinkelt hat. Gut gemacht.
Bereits bei der zweiten Waschladung haben sich all unsere Quarters in Rauchwölkchen verwandelt. Brauche für je eine Waschladung mit zwei Trochknergängen, damit alles trocken wird, 16 Quarter. Rauchwölkchen vernebeln mir die Sicht. Ähnlich der sprudelnden Zwanzigdollarnoten noch vor ein paar Tagen, begebe ich mich mit den Kindern und der Kosmetiktasche auf die Quarterschatzsuche. Die Dame im Supermarkt schaut erst auf mich, dann auf meine verschmierten Kinder und gibt mir direkt eine ganze Rolle für 10 Dollar.
Später, nach einem Tag von morgens bis abends waschend, Geld verbrennend und Maleas Schuhe von Hundescheiße befreiend, ist hier alles voll sauberer, duftender Wäsche. Ich schüttle mich einmal durch, schau mir die Komödie diesen Tages im Kopfkino nochmal lachend an und geh jetzt duschen.
Sieh es positiv, Deinen Kindern staerkt’s das Imunsystem, kuss an alle
Klar sehe alles positiv! Sind echte Erfahrungen hier, ganz nah dran an allem 😀 Ich lach mich ja jeden Tag kaputt über alles, was mir so begegnet (v.a. dann wenn es überstanden ist). Gestern hat die Zentralverriegelung wieder komplett geklappt, heute haben wir die Kinder wieder übers Fenster eingeladen. Gibt´s doch nicht oder?! Es kann nur der Koboldkönig als Hausgeist sein. 😀
Du verschönerst mir jeden morgen. Freue mich schon beim Wachküssen von meinem schwarzen Teufel auf Deine Erlebnisse. Du bist beser als die BILD-Zeitung.
Na hat doch Prima geklappt. Wenn das so weitergeht wollt ihr aus dem Loch nie wieder weg. LOL
Wir gewöhnen uns tatsächlich und leben uns ein. Panzertape heute gekauft, jetzt halten auch Maleas Bilder an der Wand. Die Ameisen fische ich einfach aus der Kornflakestüte, ist doch wie beim Zelten, das stört uns alles nicht.